Wie lange kann ein Zahnimplantat und dessen Bauteile halten?
Zahnimplantate gelten als eine der zuverlässigsten und langlebigsten Formen des Zahnersatzes. Doch wie lange halten sie tatsächlich – und welche Faktoren beeinflussen ihre Lebensdauer? Auf Grundlage jahrzehntelanger Praxiserfahrung erläutert Dr. Frank Christoph Lange, Inhaber der Zahnarztpraxis „Zahnärzte 71“ in Sankt Augustin, die wichtigsten Aspekte rund um Haltbarkeit, Materialien und Pflege von Implantaten und deren Aufbauten.
1. Was genau ist ein Zahnimplantat?
Ein Zahnimplantat besteht im engeren Sinne aus dem Implantatkörper – einer kleinen Schraube, die operativ in den Kieferknochen eingesetzt wird und dort als künstliche Zahnwurzel dient. Der sichtbare Teil (z. B. Krone oder Brücke) wird auf diesen Implantatkörper aufgesetzt. Man kann sich das Implantat wie das Fundament eines Hauses vorstellen: Es bleibt dauerhaft bestehen, während „darauf“ gelegene Bauteile im Laufe der Zeit angepasst oder erneuert werden können.
2. Materialien: Titan und Keramik im Vergleich
Der Großteil der heute verwendeten Implantate (ca. 92 %) besteht aus Titan, einem biokompatiblen Material mit hervorragender Osseointegration. Als metallfreie Alternative kommen Keramikimplantate aus Zirkoniumoxid zum Einsatz. Diese sind vor allem für Patient:innen mit besonderen ästhetischen oder gesundheitlichen Anforderungen interessant.
Langfristige wissenschaftliche Daten existieren bislang jedoch vor allem für Titanimplantate. Sie gelten aktuell als Standard, insbesondere bei aufwändigeren Versorgungsformen wie z. B. dem „Feste Zähne an einem Tag“-Konzept, bei dem spezielle Verbindungselemente erforderlich sind.
3. Haltbarkeit: Implantatkörper vs. Aufbauteile
Der Implantatkörper – also die Schraube im Kiefer – ist bei regelgerechter Belastung und guter Mundhygiene praktisch unbegrenzt haltbar. Er überdauert in der Regel seinen Träger. Probleme treten meist nicht am Implantatkörper selbst auf, sondern an den darauf montierten Bauteilen:
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Kronen, Brücken oder Prothesenaufbauten können sich im Laufe der Jahre abnutzen oder beschädigt werden.
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Besonders bei herausnehmbarem Zahnersatz (z. B. Kugelkopf- oder Locator-Systeme) ist mit regelmäßigem Austausch von Verbindungselementen wie Kunststoffmatrizen zu rechnen – meist im Abstand von Monaten bis wenigen Jahren.
Da moderne Implantate in der Regel zweiteilig sind, können die Aufbauteile in vielen Fällen problemlos ausgetauscht werden, ohne den Implantatkörper selbst zu beeinträchtigen.
4. Risiken durch mechanische Überlastung
Zwar ist das Implantat selbst sehr robust, dennoch kann es durch übermäßige oder ungünstige Belastung zu Problemen kommen – etwa durch:
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nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus)
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sehr lange Brückenkonstruktionen auf wenigen Implantaten
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mangelhaft gefertigte oder ungünstig sitzende Aufbauteile
Während ein natürlicher Zahn durch Fasern im Knochen elastisch aufgehängt ist und kleine Bewegungen abfedern kann, ist ein Implantat starr mit dem Knochen verbunden. Deshalb ist eine präzise Passform und kraftgerechte Positionierung der Aufbauten entscheidend.
5. Einfluss der Mundhygiene auf die Lebensdauer
Neben der mechanischen Belastung ist Mundhygiene der wichtigste Faktor für die Haltbarkeit eines Implantats. Bakterien, die sich im Bereich zwischen Implantat, Zahnfleisch und Knochen ansiedeln, können eine Entzündung hervorrufen – zunächst oberflächlich (Mukositis), später auch im Knochen (Periimplantitis).
Typische Anzeichen für entzündetes Zahnfleisch:
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Blutung bei Berührung
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Schwellung
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dunkle oder violette Verfärbung
Wird eine Entzündung frühzeitig erkannt, lässt sie sich meist gut behandeln. Bleibt sie jedoch unbehandelt, kann es langfristig zu Knochenabbau und Implantatverlust kommen.
6. Empfehlung: Regelmäßige Kontrolle und Prophylaxe
Um die Lebensdauer von Implantaten zu sichern, sind regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und professionelle Zahnreinigungen unerlässlich – idealerweise mindestens zweimal jährlich. So können potenzielle Entzündungen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Patient:innen sollten zudem auf sorgfältige häusliche Mundhygiene achten, insbesondere im Bereich der Übergänge zwischen Implantat und Zahnfleisch.